Der FWF hat in seiner Sitzung vom 23.11.2020 das an unserer Fakultät im Rahmen von „Integration durch interreligiöse Bildung“ konzipierte Projekt „Christlich-Islamischer Religionsunterricht im Teamteaching. Evidenzbasierte Entwicklung lokaler Theorien zu einer Didaktik religionskooperativer Lehr-/Lernprozesse“ (Projektnummer P 34282) mit einer Bewilligungssumme von 398.473,61 € genehmigt.
Die österreichische Gesellschaft wurde in den letzten Jahren durch verschiedene Migrationsbewegungen immer vielfältiger. Auch die Schule ist ein Ort der Begegnung von Menschen mit unterschiedlichen ethnischen, kulturellen und religiösen Hintergründen. Wegen der zunehmenden Politisierung von Religion kann es vor allem in der Auseinandersetzung mit dem Islam zu Irritationen, Ablehnungen und Konflikten kommen. Es braucht daher die Förderung eines wechselseitigen Verständnisses durch interreligiöse schulische Bildungsprozesse – am besten durch personale Begegnung, die eine wesentliche Säule dieses Projekts bildet. Begegnung findet in der Regel im Schulalltag statt und nicht im jeweiligen konfessionellen Religionsunterricht. Jedoch hat dieser unter anderem die Aufgabe, sich mit religiöser Vielfalt auseinanderzusetzen, weshalb er für das Projekt optimale Bedingungen bietet, um die Begegnung von Menschen der zwei größten Religionsgemeinschaften in Österreich zu untersuchen.
Im Rahmen des Projektes wird daher ein Unterrichtssetting entwickelt, das den konfessionellen Religionsunterricht um interreligiöse Zusammenarbeit erweitert: Katholische und muslimische SchülerInnen werden für einige Unterrichtseinheiten von ihren jeweiligen ReligionslehrerInnen gemeinsam unterrichtet – in Form eines Christlich-Islamischen Teamteachings in geteilter Verantwortung.
Durch diese Form der Unterrichtsgestaltung fungieren die Lehrpersonen als ExpertInnen und institutionalisierte VertreterInnen ihrer Religion und stellen hinsichtlich der Kommunikation zwischen Religion(en) role models dar. Die SchülerInnen können dabei sowohl von ihrer individuellen religiösen Biografie als auch von ihren Praxiserfahrungen in einem geschützten professionellen Umfeld erzählen.
Neben der Erforschung von Möglichkeiten und Grenzen des Christlich-Islamischen Teamteachings widmet sich das Projekt auch weiteren Aspekten interreligiöser Bildung: Erhoben werden die rechtlichen Möglichkeiten interreligiöser Kooperationen in der Schule, die Kompetenzen und Einstellungen von Religionslehrkräften sowie Lernvoraussetzungen von SchülerInnen für die Begegnung mit Menschen anderer Religionen. Gerade Vor- und Einstellungen von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf Religion spielen eine große Rolle, da Vorurteile gegenüber anderen Religionen einen negativen Einfluss auf konstruktive Unterrichtsprozesse haben können. Die gewonnenen Ergebnisse sollen dazu beitragen, lokale Lehr- und Lerntheorien zu entwickeln, welche in die Weiterentwicklung einer interreligiösen Fachdidaktik und in die Ausbildung von ReligionslehrerInnen einfließen.
Durch diese Förderung kann die Arbeit des interreligiösen Projektteams in den nächsten Jahren (01.02.2021-31.01.2024) fortgesetzt werden. Unter der Leitung von Wolfgang Weirer werden Agnes Gmoser, Michael Kramer, Mevlida Mešanović, Eva Wenig und Şenol Yağdı ihre Dissertationen im Rahmen dieses Projekts verfassen, administrativ werden sie dabei von Julia Brunner unterstützt werden.